Erlebnis statt Ergebnis - unter diesem Motto stand die Reise in die Niederlande, da im Vergleich zu anderen Ländern die Anzahl der spiel-, lauf- und reisefähigen Senioren in der Alpenrepublik überschaubar klein ist. Kein Vergleich zu den Massen an durchtrainierten Australiern, an gertenschlanken Wallisern oder wieselflinken Spaniern, die noch dazu hitzeresistent sind. Die Argentinier besitzen alle 3 Qualitäten zusammen. Uns stand immerhin ein toller Teamspirit zur Verfügung, den wir nach jedem Spiel eifrig gestärkt haben. Und, ganz schicke neue Dressen, die wunderbar leicht waren und nur dezent rochen. Und wir hatten Alfie mit seinen wunderbaren Händen, Salben und Verbänden.
Gleich nach der Ankunft ist eine Delegation zur „Jugend“ nach Den Haag gefahren, um richtige WM-Athmosphäre zu schnuppern. Bei 15.- Parkgebühr und 60.- Eintrittspreis fühlten wir uns gleich heimisch. Nur in die Business-Lounge kamen nur die Erfolgsspieler. Aber es war schon das Geld wert, denn am Abend sahen wir die Niederländerinnen spielen, und das vor 15.000 begeisterten Zuschauern. Trotz kalten Wind wurde es da einem ganz warm ums Herz. Außerdem wurden wir inspiriert durch das fesche Auftreten und den rasanten Spielstil. Das könnten wir auch. Wenigstens glaubte das unser Trainerteam, bestehend aus 5 routinierten Spielern.
"Fast-Sieg" gegen Australien
Im ersten Spiel gegen die Australier hatten wir schon mit der Riesenklatsche gerechnet und waren dann ganz überrascht, als wir ein paar Chancen gegen sie hatten. Außerdem verloren sie durch unser permanentes Pressing die Lust am Laufen. In der 1. Halbzeit haben sie schon 3:0 geführt, dann aber angesichts unseres Kampfgeistes nachgelassen und wir haben die 2. Halbzeit dann quasi 1:0 gewonnen. Dieser Fast-Sieg musste dann natürlich ordentlich gefeiert werden.
Der intensive Hopfen-Elektrolytausgleich half gegen die etwas schlappen Südafrikaner in der großen Hitze. Leider half die 2:0-Führung nicht gegen das österreichische Temperament und es wurde lautstark geschimpft: gegen die Schieris („how long is my prison?“ , „Still dirty seconds!“), aber leider auch gegen die eigenen Mitspieler, wenn sie nicht so wollten, wie sie sollten, schade. Dafür wurden danach einige Runden fällig. Irgendwie merkt man aber schon den größeren Ernst hier, richtig feiern tut keiner, so dass bei den anderen keine exzessive Partylaune aufkommt. So sind wir abends im Klub meistens die Letzten und die Tanzfläche bleibt leer. Nur Saufen ist auf Dauer auch nicht lustig. Wenigstens fließt der Schmäh und es wird viel gelacht. Teamspirit halt!
Knappe Niederlage gegen Argentinien
Gegen die quirligen Argentinier bei 30 Grad war es auf dem Sandplatz anfangs nicht so lustig, realtiv schnell stocherten sie uns 2 Tore hinein. Dann hatten wir sie aber im Griff, erzielten bald den Anschlusstreffer und begannen einen Sturmlauf gegen ihr Tor. Wir hatten unsere Chancen, aber viel mehr konnten wir dank unsere übersäuerten und angerissenen Muskeln nicht mehr anrennen, es blieb bei der knappen Niederlage. Wirklich schade, schon wieder an einem Sieg geschnuppert und dann doch nichts. Jetzt wissen wir, wie sich die Türken vor Wien gefühlt haben müssen.
Dann kam Spanien auf einem von 3 Wasser-Kunstplätzen, was ihrer Schnelligkeit und unserem Kampfspiel entgegen kam. Wir haben zwar bald 1:0 geführt, dann aber zur Halbzeit 1:2 zurück gelegen. Und dann begann unsere Aufholschlacht! Aber als wir dann ganz aufmachten, um doch den einen Punkt zu erkämpfen, gelang ihnen das 3. Tor und wir waren am Boden zerstört. So knapp und alles vergeblich, schade! Und die Half-Time-Party war auch ein Witz, keine 3 Stunden Musik mit Roland Kaiser auf dem Dancefloor und dann war es vorbei. Auch unsere heftigen Proteste, das nächste Spiel nicht um 9.00 Uhr spielen zu müssen, wurde als unprofessionelles, nicht WM-gerechtes Verhalten abgebügelt. So kann man doch nicht mit Senioren umgehen. Vielleicht muss der Teamorganizer noch ein paar Ratschläge erfahrener Organisierer einholen, er ist halt noch arg jung.
Wales zur Unzeit
Und dann in aller Herrgottsfrühe gegen Wales; alles wuselnde Karnickel und wir eine schlappe, diesmal leider auch demoralisierte Truppe. Mental und physisch am Boden, und selbst Alfie hatte keine Zeit und Chance, alle Verletzten und Deprimierten mit seinen Wunderhänden aufzurütteln. Das ging ordentlich in die Hose. 1:4. und alles tat weh. Das macht keinen Spass mehr, aber das Motto lautet: Erlebnis statt Ergebnis. Demütig und devot, auch in der Niederlage.
Nun gut, dann mussten halt die Italiener herhalten. Das letzte Mal, dass Magic Alfie eine Nacht- und Frühschicht einlegte, um alle durchzukneten und mit Verbänden zu versorgen. Wir waren heiß, Taktikchef Matze gab die Parole aus, Laufen, Kämpfen und auch mal Abspielen. Wir brauchten nicht mehr, nur den Ball. Tommi gab mal ab und unsere Rakete Geri tauchte in den Ball und machte ihn hinein. So einfach ist das. Leider blieben die Italiener nicht lange schockiert und wollten auch mitspielen, was ihnen auch dank einiger schwacher Schiedsrichterentscheidungen ganz gut gelang. Da lagen wir also wieder trotz Führung 1:2 zurück, und wir hatten Chancen.... . Leider hat es dann doch nicht geklappt. Und das hieß Platz 11, immerhin bei ca. 150 Ländern sind wir also im oberen 10 %-Bereich, also mathematisch ein glatter Erfolg.
"Wahnsinns-Spaß" im Kampf der Kulturen
Ein toller Erfolg, zumal so viele verschiedene Kulturen und Spielanlagen aufeinandertrafen: Linz, Arminen, HC Wien und dann noch ein Piefke, eigentlich zwei. Ein Wahnsinn war auch die Laufbereitschaft der „jungen“ HC Wiener, und der Höhepunkt, sie geben den Ball auch mal ab. Bis auf ein paar kleinere emotionale Ausbrüche beim Sieg gegen Südafrika waren wir alle ganz lieb miteinander und wir hatten einen Wahnsinns-Spaß, finde ich.
Folgende Spieler nahmen zumindest an einem Spiel der Ü50 WM in Rotterdam vom 9.-13.6.2014 teil: Kaiser Roland, Stanzl Werner, Scharner Stephan und Christoph, Specht Leonhard, Wellan Gerald, Kapounek Walter, Sternisa Bernd (K), Bleyle Matthias, Rab Michael und Alexander, Rest Harald, Schneeweis Martin, Fischer Julian, Fürnsinn Clemens, Rudofsky Thomas und Hauer Gerold.
Manager, Physio, Betreuer, Masseur: Alfred Wadiasch
Die nächste WM findet 2016 in Canberra Australien statt.
Währen der EM in London Ende August 2016 findet ebenfalls ein Mastersturnier statt.
Bericht: Julian Fischer