Laskowski: "Die Chance ist klein, aber sie ist da"

27.04.2015

Österreichs Herren kämpfen von 3. - 14. Juni in Buenos Aires (ARG) um den Traum von den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro (BRA). Aber was die erwartet die ÖHV-Aushängeschilder dort? Und ist die historische Sensation möglich? Österreichs Teamchef Tomasz Laskowski im Interview über Gegner, Knackpunkte und Chancen seiner Mannschaft.

Der Spielplan und die Gruppeneinteilung für die Olympiaqualifikation stehen fest. Wie ist der erste Eindruck?
Wir haben vor jedem Gegner Respekt. Auf dem Papier sind alle höher gesetzt als wir. Wir sind jetzt auf einem Level angekommen, wo es keine leichten und schweren Gruppen mehr gibt. Ich glaube Deutschland ist außer Reichweite, Argentinien daheim kann man vielleicht ärgern. Spanier und Kanadier sind aber sicher schlagbar.

"Sehr frech sein"

Was werden die Knackpunkte in Buenos Aires sein? Worauf kommt es jetzt an?
Wir müssen zu hundert Prozent unsere Leistung abrufen und über uns hinauswachsen. Von großen Namen dürfen wir uns nicht einschüchtern lassen. Taktisch müssen wir auf das aufbauen, was wir in den USA schon gespielt haben, also die Raumdeckung, und auf unsere Stärken im System setzen. Es gibt keine Zeit etwas Neues auszuprobieren. Nach Ballgewinn müssen wir gute Konter spielen, da muss man sehr frech sein. Auch unsere Strafecken müssen perfekt passen. Dann haben wir Chancen. Wir werden versuchen das eine oder andere Bein zu stellen. Zu verlieren haben wir nichts.

Wie groß schätzt du die Chancen unserer Mannschaft ein, als Olympiateilnehmer nach Wien zurückzukehren?
Die Chance ist sehr klein, aber es gibt sie. Wir werden alles tun, um sie zu nützen. Wir müssen aber den Ball schön flach halten und nicht übermütig sein. Die Erwartung darf nicht zu hoch sein, sonst ist die Gefahr da, dass das nach hinten losgeht. Wir werden uns auf jedes Spiel gut vorbereiten, schauen was rausgekommen ist, es abhaken und uns auf die nächste Aufgabe konzentrieren.

Österreich konnte Spanien im Jänner in Barcelona ordentlich ärgern, hat einmal im Shootout verloren und einmal gewonnen. Was hat das für eine Aussagekraft?
Ein Freundschaftsspiel hat sicher einen anderen Charakter. Für uns hat das keine unmittelbare Aussagekraft. Im Wettkampf kommt es sehr auf die mentale Komponente an. Im Testspiel kann man befreit spielen, aber vielleicht wird genau das den Spaniern zum Verhängnis.

"Viel Selbstvertrauen getankt"

Und konnte man aus diesen Spielen wertvolle Erkenntnisse mitnehmen? Spanien ist ja komplett angetreten.
Natürlich haben wir Erkenntnisse mitgenommen. Die Jungs haben sicher viel Selbstvertrauen getankt. Es war zu sehen, dass wenn alles an einem Tag passt, solche Nationen schlagbar sind. Wir haben auch gesehen, dass sich die Spanier mit einer guten Defensive schwer tun, ungeduldig werden und mehr individuell probieren. Das ist genau unsere Chance in Ballbesitz zu kommen und Konter zu fahren. Gegen solche Nationen muss man hochkonzentriert ans Werk gehen, da sonst jeder Fehler bestraft wird. Man braucht einen konstruktiven Spielaufbau, muss lang im Ballbesitz bleiben und das wollen die Spanier nicht. Sie wollen schnell wieder an den Ball und das ist genau der Punkt, wo sie Fehler machen. Wir haben in diesen Spielen zu viele Strafecken gegen uns bekommen und den Fehler machen wir nicht mehr.

Die möglicherweise vorentscheidende Partie kommt im zweiten Spiel gegen Kanada auf euch zu – ist das ein guter Zeitpunkt im Turnier?
Es gibt keinen guten oder schlechten Zeitpunkt. Wir werden uns auf dieses Spiel genauso gewissenhaft vorbereiten wie auf jedes andere. Vielleicht mit mehr Selbstvertrauen nach dem Argentinien-Spiel.

In Chula Vista war Kanada auch dabei. Aber ein direktes Duell gab es nicht – Vorteil oder Nachteil?
Wir haben zwar nicht in der World League gegeneinander gespielt, aber ein paar Tage vorher in einem Freundschaftsspiel. Das war sehr ausgeglichen. Im Wettkampf kommt es sicher auf Nuancen an, wie Strafecken für und gegen uns. Wichtig ist, dass wir uns selbst nicht unter Druck setzen und das Spiel nicht als besonders betrachten, sondern nur als eines von vielen, die wir dort spielen werden.

"Ich rechne nicht"

Und was kann man danach erwarten? Womit muss dein Team aus der anderen Gruppe rechnen?
Ich rechne nicht. Zuerst müssen wir soweit kommen. Dann nehmen wir jede Hürde, die auf uns wartet.