Der Weg zum modernen Hockey
1832 wurde am Eton-College in England Hockey als „guter Sport“ empfohlen und als Pflichtfach für Mädchen eingeführt – als Pendant zum Rugby für die Jungen. An den verschiedenen englischen Universitäten wurde die neue Disziplin gepflegt, aber nach unterschiedlichen Regeln gespielt, was Wettkämpfe zwischen den Colleges als äußerst schwierig gestaltete, da erst Verhandlungen über die Regeln zu führen waren, die oft genug scheiterten.
Der erste Hockey-Club der Welt wurde 1840 von ehemaligen Schülern einer Schule in London-Blackheath unter dem Namen „Blackheath Football and Hockey Club“ gegründet.
1852 folgte in Harrow die Festlegung eines ersten schriftlich fixierten Regelwerks für das Hockeyspiel, um einen Spielbetrieb zu ermöglichen. Die „Rules of Harrow“ enthielten elf Paragraphen, die beispielsweise über Spielfeldbeschaffenheit, Spielkleidung, Spielerzahl (30 pro Team), Schlägerlänge, hoher Stock, Verbot des Beinstellens etc. Auskunft gaben. Im South Surrey Hockey Club gab es 1857 die Einführung des Schusskreises.
Die Entwicklung ging nun immer schneller voran, 1875 wurde in London die „Hockey Union“ gegründet. Damit war England das erste Land mit einer nationalen Vereinigung und kann als Mutterland des modernen Hockeyspiels angesehen werden. Im gleichen Jahr wurde eine neue Regel eingeführt: Vermeidung körperlichen Kontakts der Spieler – damit erfolgte eine scharfe Abgrenzung zum Fußball und Rugby. Es schuf die Voraussetzung für die Entwicklung zu einem fairen, körperlosen und eleganten Spiel. Wenige Jahre später folgte das Verbot des Spielens mit Fuß, Hand und Körper sowie die Festlegung von Spielfeld- und Tormaßen.
1883 wird die Mannschaftsstärke auf elf Spieler festgesetzt. Als wichtigste Neuerung führt man den Schusskreis ein, der 1886 ins Regelwerk des frisch gegründeten Hockeyverbandes in England "The Hockey Association”, aufgenommen wird.
Eine neue Ära im Hockeysport hatte begonnen. Während in den Mädchenschulen schon seit vielen Jahren Hockey gespielt wurde, kam es erst 1887 zur ersten Gründung eines Damenclubs. 1895 gründeten englische Clubs "The Ladies' Hockey Association". Nachdem der englische Herrenverband ein Gesuch der Damen ablehnte, die beiden Verbände zusammenzulegen, führte dies zu einer absoluten Trennung des Herren- und Damenhockeys.
Dies sollte in weiterer Folge noch weitreichende Folgen haben, denn nach Gründung der FIH wurde von den angelsächsischen Ländern ein internationaler Damenverband IFWHA ins Leben gerufen. Viele Nationen waren somit bei 2 Weltverbänden Mitglied, denn es wurden sowohl von der FIH als auch von dem Damenverband IFWHA Weltmeisterschaften für die Damen organisiert und durchgeführt.
Der oft (auch kritisch) bemerkte Umstand, dass hockeyspielende Frauen Röcke tragen, rührt daher, dass Hockey eine der ältesten Sportarten ist, die Frauen überhaupt zugänglich war. Sie spielten schon um 1900 Hockey, damals freilich in knöchellangen Röcken. Mit dem Wandel der Sitten konnten die Röcke Stück für Stück den sportlichen Erfordernissen angepasst werden.
Auch, dass man im deutschen Sprachraum allgemein von Damenhockey, nicht von Frauenhockey spricht, beruht auf der vergleichsweise langen Tradition. In den Hockeyländern, abgesehen von Indien und Pakistan, wie z. B. in den Niederlanden, in Großbritannien, Australien, Argentinien, Südkorea, Deutschland wird Hockey von Frauen in ähnlicher Leistungsbreite und Leistungsdichte betrieben wie von Männern.